Frühlingsbeklemmung

Der trübe Winter ist vorbey,
Die Kranich wiederkehren,
Nun reget sich der Vogelschrey,
Die Nester sich vermehren;
Laub allgemach
Nun schleicht an Tag,
Die Blümlein sich nun melden,
Wie Schlänglein krumm,
Gehn lächelnd um
Die Bächlein kühl in Wälden.

Der Brünnlein klar, und Quellen rein,
Viel hie, viel dort erscheinen,
All silberweiße Töchterlein
Der hohen Berg und Steinen;
In großer Meng
Sie mit Gedräng,
Wie Pfeil von Felsen zielen,
Bald rauschens her,
Nicht ohn Geplerr,
Und mit den Steinlein spielen.

Die Jägerin, Diana stolz,
Auch Wald- und Wasser-Nymphen,
Nun wieder frisch im grünen Holz
Gehn spielen, scherzend schimpfen;
Die reine Sonn
Schmückt ihre Kron,
Den Köcher füllt mit Pfeilen;
Ihr beste Roß
Läßt laufen los
Auf marmorglatten Meilen.

Mit ihr die kühlen Sommerwind,
All Jüngling still von Sitten,
In Luft zu spielen seyn gesinnt,
Auf Wolken leicht beritten;
Die Bäum und Aest
Auch thun das best,
Bereichen sich mit Schatten,
Wo sich verhalt
Das Wild im Wald,
Wenns will von Hitz ermatten.

Die Meng der Vöglein hören laßt
Ihr Schir von Tire Lire,
Da sauset auch so mancher Ast,
Als ob er musicire;
Die Zweiglein schwank,
Zum Vogelsang,
Sich auf- und nieder neigen,
Auch höret man
Auf grünem Plan,
Spazieren Laut und Geigen.

Wo man nur schaut, fast alle Welt
Zu Freuden sich thut rüsten,
Zum Scherzen alles ist gestellt,
Schwebt alles fast in Lüsten;
Nur ich allein
Leid süße Pein,
Unendlich werd gequälet,
Seit ich mit dir,
Und du mit mir,
O Jesu, dich vermählet.

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