Serenade

Leise, um dich nicht zu wecken,
Rauscht der Nachtwind, teure Frau;
Leise in das Marmorbecken
Gießt der Brunnen seinen Tau.

Wie das Wasser, niedertropfend,
Kreise neben Kreisen zieht,
Also zittert, leise klopfend,
Mir das Herz bei diesem Lied.

Schwingt euch, Töne meiner Zither,
Schwingt euch aufwärts, flügelleicht;
Durch das rebumkränzte Gitter
In der Schönen Kammer schleicht!

»Ist denn, liebliche Dolores,« –
Also singt in ihren Traum –
»In der Muschel deines Ohres
Für kein Perlenwörtchen Raum?

Denk der Laube, dicht vergittert,
Wo, umrankt von Duftgesträuch,
Ihr in Seligkeit gezittert,
Wie die Blätter über euch!

War der Platz doch still und sicher,
Und kein Zeuge hat gelauscht;
Selten, daß ein abendlicher
Vogel durch das Laub gerauscht.

O dem Freund noch eine Stunde,
Wo dein Arm ihn so umschlingt
Und der Kuß von deinem Munde
Feurig bis ans Herz ihm dringt!

Hast du ihn so ganz vergessen?
Einsam harrt er am Balkon;
Ueberm Wipfel der Cypressen
Bleicht des Mondes Sichel schon.

Wie das Wasser, niedertropfend,
Kreise neben Kreisen zieht,
Also zittert, leise klopfend,
Ihm das Herz bei diesem Lied.«

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