Zu Freiligraths Geburtstag mit Champagnerflaschen

Von Frankreichs Höhn, die sonnenklar
Von goldnem Segen triefen,
Da bringen wir dir Nektar dar
Für deinen Hippogryphen;

Für ihn, der sich so stolz gebäumt
Am Euphrat und am Nile,
Und den du jetzt auf deutsch gezäumt
Zu schönerm Ritterspiele.

Hoch auf! Er scharret mit Gewiehr
Und knirscht in Kett' und Stange
Und stampft, als wollt' er sagen dir:
»Was rastest du so lange?«

Ein frischer Reiter bist ja du,
Drum laß dein Tier nicht warten;
Sitz auf und reit dem Meere zu
Durch deines Rheinlands Garten.

Und wenn der Huf vom Flügelhengst
Erklingt im Land der Schleusen,
Dann rühren, die da schliefen längst,
Im Grabe sich die Geusen.

Sie steigen auf, eine wilde Schar,
Im Kleid von düstrer Farbe,
Mit langem Schwert und kurzem Haar
Und auf der Stirn die Narbe.

Und einer spricht: »Halt an, Gesell!
Du riefst, und wir erwachten;
Spiel' auf, spiel' auf! Wir folgen schnell
Zu Zechgelag und Schlachten.

Hoch flattert unsrer Masten Zier,
Das Banner von Oranien;
Wie gerne trutzen wir mit dir
Dem finstern Mann in Spanien.

Wie gerne stehn wir Glied an Glied
Mit dir zum andern Male,
Daß unser Sieg in einem Lied
Aufs neu' verherrlicht strahle.

Frisch! Weck' die Saiten aus der Ruh'!
Greif ein mit keckem Finger!
Wir hoffen Großes. – Lässest du
Uns harren, kühner Singer?«

Doch willst du nicht ins Niederland,
So reit ins Land Westfalen;
Von alters her ist's dir bekannt,
Du magst es prächtig malen.

Die Heide braun, den Eichengrund,
Den stillen Hof dazwischen,
Den Weidgeselln mit Horn und Hund,
Den Damhirsch in den Büschen.

Den grünsten Waldplatz such' dir dort,
Um auszuruhn vom Ritte;
Bemooste Stein' umstehn den Ort,
Fern lugt die Köhlerhütte.

Der Meiler glüht. Es ballt der Rauch
Sich mählich zu Gestalten;
Düster wehen im Windeshauch
Der langen Gewänder Falten.

Sie schweben zum Freigrafenstein,
Sie lassen sich nieder im Kreise,
Aus dumpfen Kehlen murmelt drein
Von Strang und Schwert die Weise.

Du hörst, wie langsam, Schall auf Schall,
Im Helm die Kugeln dröhnen –
Drauf Totenstille – dann ein Fall,
Und schneidend kurz ein Stöhnen.

Und wieder schwinden sie hintan
Mit tief verhüllten Brauen;
Sie ziehen wohl, aufs neu' den Span
Aus einer Tür zu hauen.

Du hast's belauscht, du hast's geschaut,
Ich weiß, du kannst's nicht lassen,
Du mußt das Bild, den Todeslaut
In deine Lieder fassen.

O tu's und dann kehr' zu uns heim
Mit frohem Roßgewieher
Und lies uns deinen neusten Reim
Im »goldnen Pfropfenzieher«.

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