Schweig und sei lieb

Als du, mein Held, zum ersten Male mir
Im lichterfüllten Saal entgegentratest
Und lächelnd, fast mit kindlichem Gezier,
Um einen Walzer mich verlegen batest,
Weißt du, was in des Morgens Dämmerstunden,
Eh dich mein Traum von neuem mir verbunden
Ich in mein Tagebuch errötend schrieb? –

Schweig und sei lieb!

Und als du gestern mir mit raschen Schritten
Nachjagtest – zum Befehl ward mir dein Ruf;
Als Kind hätt ich ihn nie so streng gelitten,
Da stets nur Trotz er mir im Herzen schuf –
Ahnst du, weshalb in fieberheißem Beben,
Weshalb ich rettungslos dir preisgegeben,
Weshalb ich stracks wie angekettet blieb? –

Schweig und sei lieb!

Von Wahnsinnsstürmen ward mein Sinn umhallt,
Mein Stolz erstarb, der sonst so siegesfrohe ...
Begreifst du die dämonische Gewalt,
Mein Held? Begreifst du, welch empörte Lohe,
Daß sie nicht sengend Herz und Hirn verzehre,
Mich dir mein Glück, mein Leben, meine Ehre,
Mich dir mein alles hinzugeben trieb? –

Schweig und sei lieb!

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