An den Gesang

Wir kommen, uns in dir zu baden,
Gesang, vor dein krystallnes Haus;
Dein Rauschen hat uns eingeladen,
Geuß nur die klaren Wellen aus;
Denn deine reiche Fülle beut,
Was starke Männerseelen freut.

Die Liebe wogt auf deinen Wellen
Und strömt in dir durch jedes Herz;
Du lehrest ihre Seufzer schwellen,
Und lösest heilend ihren Schmerz.
Aus deinem Spiegel wallt ihr Glück
In tausendfachem Stral zurück.

Der feste Glaube, will er wanken,
In deinem Quelle stärkt er sich;
Da wachsen Flügel dem Gedanken,
Dem Auge tagt es wonniglich;
Es schaut in deiner blauen Flut
Den Himmel und das ew'ge Gut.

Die Freiheit kommt auf dir geschwommen,
Hat deiner Arche sich vertraut;
Wird ihr das kühne Wort genommen,
So tauchet sie sich in den Laut;
Sie schifft aus Griechenland und Rom,
Ein sel'ger Schwan, auf deinem Strom.

Wenn deine Wogen uns umschlingen,
So wissen wir, was Freundschaft heißt:
So stark und einig, wie wir singen,
So stark und einig ist ihr Geist.
Viel Kehlen und ein einz'ger Sang,
Viel Seelen in verbundnem Drang.

Auch dieses glühnde Blut der Reben
Wird erst in deiner Mischung mild;
Du machst, daß mit ihm reinres Leben
In allen unsern Adern quillt;
Du stimmest unsern Gläserklang:
Gedeihe, festlicher Gesang!

Ja, deinen Segen zu verbreiten
Hast du uns Brüder ausgesandt;
Wir wollen deine Ströme leiten
Hinaus ins liebe Vaterland;
Und wo sie fließen, wo sie glühn,
Soll Glaube, Freiheit, Liebe blühn!

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