Das Erdbeben

Was regt sich sanfter, als die Mutterbrust,
Die, säugend, von des Kindes Zug sich hebt?
Was regt sich wilder, als wenn, glutbewußt,
Die Erde von Vulkanenathem bebt?

Die Gräfin sitzt auf ihrem festen Schloß,
Und tränkt am Busen ihren ersten Sohn.
Da kocht's im Boden, und das Thurmgeschoß
Kracht ein, und nieder sinkt der Felsenthron.

Kein Stein blieb aufrecht auf dem Stein, kein Baum
Im Boden fest; und keine Stimme klagt,
Kein Seufzer weht; ein Wandrer wüßte kaum,
Daß in der Oede hier ein Schloß geragt: –

Erzählt' es nicht die Mutter, die zu Thal
Getragen ward in stillem Engelflug,
Und nicht ihr Kind, als es zum Rittersaal
Der neuen Burg die ersten Steine trug. –

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