Das Schäferfest

Drüben auf den grünen Feldern,
Drüben zwischen dunkeln Wäldern
Wogt das bunte Schäferspiel;
Muntre Knaben aus dem Städtchen,
Rasche Mädchen
Sputen sich zum frohen Ziel.

Jahre sind's, da stand ich drüben,
Ließ sie tummeln sich und üben,
Sah mich nicht am Spiele blind.
Neben mir im Glanz der Auen,
Zuzuschauen,
Stand das allerschönste Kind.

Als sie so zu schaun sich mühte,
Reines Bild in Engelsgüte,
Bot ich schirmend ihr die Hand.
Wie ihr's aus den Aeuglein blinkte,
Dankend winkte,
Wie der Gruß ihr lieblich stand!

Drunten war ein Laufen, Scherzen,
Aber mir im innern Herzen
Regte sich geheimes Leid.
»Könnt' ich, ach, zum süßen Minnen
Dich gewinnen,
Schäferin im schönsten Kleid!«

Also ging ich von dem Feste,
Hatte wohl erschaut das Beste,
Leuchtend stieg das Bild mir auf.
Und so ward mein ganzes Leben,
Ihr' ergeben,
Nur ein heißer Schäferlauf.

Wieder sind sie heut beim Spiele,
Jagen nach dem schönen Ziele,
Sie und mich sieht Keiner dort!
Ach! wie anders ist es heute,
Fremde Leute
Stehen an dem liebsten Ort.

Kümmert's mich, wer heute sieget,
Wer am Ziele sich vergnüget,
Wer das Kleinod an sich zieht?
Fraget nicht, ob ich's errungen –
Ausgesungen,
Ausgesungen sei mein Lied!

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