Die Alß

O blau Gebirg, dort winkst du ja
Mit frischer Jünglingsmahnung;
Mit allen Nebeln bist du da,
Mit aller Sonnenahnung.

Geheimnißreich senkt sich dein Hang
Voll unentdeckter Falten.
Und doch – wie oft hat sie mein Gang
Mit raschem Schritt gespalten!

Kein Wald senkt sich in Thalesschoos,
Der mir nicht schon gerauschet,
Kein Bächlein springt aus Fels und Moos,
Das ich nicht einst belauschet.

Kein Steg ist, der nicht unterm Tritt
Mir schon gezittert hätte,
Kein Bergpfad, den ich nicht beschritt,
Kein Gipfel in der Kette.

Den Zauber hab' ich längst gestört:
Hab' ich dich doch beschrieben!
Ein jedes Plätzchen mir gehört. –
Wie ist's nun mit dem Lieben?

Ich habe selbst den Jungfernkranz
Dir von dem Haupt genommen;
Mein eh'lich Weib, das bist du ganz,
Nun, sei auch so willkommen!

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