Erguß im Liede

Vor meinem Auge flieht das deine,
Verbeutst du deiner Hand die meine,
Und meinen Lippen deinen Mund?
So fahrt denn wohl, ihr süßen Blicke,
Ihr weichen, seel’gen Händedrücke,
Und du der Lippen heil’ger Bund!

Laß alles müssige Verlangen,
Und was du immer kannst erlangen,
Vertrau dem Griffel, arme Hand!
Und was du klagend aufgeschrieben,
Dran sollen sich die Augen üben,
Aus ihrem Angesicht verbannt.

Der Mund, nicht schmachtend mehr nach Küssen,
Singt dann in traurigen Ergüssen
Was Hand geschrieben, Auge liest.
So nähren sich Mund, Blick und Hände
Von der Erinnrung trüber Spende,
Die ewig aus dem Herzen fließt.

Und kommt das arme Lied am Ende
Ihr vor das Aug’ und in die Hände,
Vielleicht gar auf den holden Mund: -
Wer weiß, ob nicht in Reuethränen
Ihr Aug’ sich meinem wird versöhnen,
Und Lipp’ und Hand und Herz gesund?

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