Eldena

Ach, wenn es doch ein Traum gewesen wäre,
Hätt ich geträumt, daß dich mein Arm umschlang,
Ich fühlte nicht so tief des Herzens Leere
Und lauschte nicht verschollenem Gesang;
Ein schöner Traum ist bald vergessen –
Man denkt nur selten noch an ihn zurück,
Und das verwaiste Herz zerfressen
Nicht stumme Seufzer um begrabnes Glück,
Das Bild verblaßt, zerstiebt wie Meeresschaum,
O, warum träumt ich auch nicht diesen Traum.

Die Sonne sinkt, vergoldend Rügens Höhen,
Wie Purpur glänzt des Boddens düstre Bucht,
Im leisen Windhauch zu uns nieder wehen
Der Möwe Laute, die ihr Sandbett sucht,
Weither des Leuchtschiffs Lampe flimmert,
Noch einmal pfeift der Dampfer grell und schrill,
In dem zerfallnen Kloster wimmert
Das Käuzchen – dann ist alles stumm und still,
Da saßen wir, dicht an des Meeres Saum,
So ruhig, stillzufrieden, wie im Traum.

Und später, als die Stunde längst entflogen,
Da stand ich wieder dort, es scholl der Schrei
Der Möwe gellend über schwarze Wogen,
Der Nordwind fauchte grimme Melodei;
Mit trocknem, starrem Auge schaute
Ich trostlos auf das krampfdurchzuckte Meer,
Kein warmer Hoffnungsschimmer graute
In dem vereisten, öden Herzen mehr,
Und um den Ort, wo ich geträumt den Traum,
Da spritzte geifriggelber Wellenschaum.

Wie oft hab ich gewünscht in frühren Tagen:
Was ich geträumt, o wäre es doch wahr!
Ich wollte mir das volle Glück erjagen,
Wie es im Traum mir wurde offenbar;
Und jetzt, – o hätt ich nie empfunden
Dies schnellzerplatzte, traumgleich kurze Glück,
Ich dächte nicht in düstern Stunden
So oft an jenen Abend noch zurück,
Ich gäbe jetzt den Klagen keinen Raum
Um eine Stunde Glück, um einen Traum.

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