Männer und Schranzen

In den Gängen des Schlosses
Drängt sich die bunte,
Farbig gekleidete Menge.
Schnurrbartstarrende,
Vorne bis hinten
Durchgescheitelte Offiziere
Werfen bedeutende
Blicke um sich.
Und die blitzenden Orden
Klirren vernehmlich
Auf den gewölbten
Soldatenbrüsten.
Neben ihnen die glattrasierten
Schlüsselgeschmückten Kammerherren
Mit dem erstarrten
Künstlichen Lächeln
Um die Winkel des lügenden Mundes.
Das flüstert und wispert,
Und grüßt sich mit kalten,
Katzengreulichen,
Falschen Augen.
Das windet und schiebt sich
Mit den höflichen Ellenbogen,
Das gleitet lautlos
Den glattgewichsten
Boden entlang.
Da!
Tiefe Stille.
Der hohe Adel
Reckelt die Hälse,
Richtet die scharfen,
Kritisch spähenden Höflingsblicke
Zur geöffneten Flügeltür.
Drei Gestalten
In schwarzem Rock
Treten herein. Die blanken Augen
Gleiten ruhig
Die reich betreßte,
Ordenflimmernde Schar entlang.
Ganz unkundig der leicht gebückten
Vorgeschriebenen Rückenhaltung,
Aufrecht gehen sie, ehrenfesten
Schrittes einher.
Botha, Dewet und
Delarey.
Tänzelnd und hüpfend,
Hierhin und dorthin
Grüßend, führt sie der Hofmarschall.
Und er öffnet
Ehrfurchtschauernd
Die letzte Türe,
Läßt sie hinein,
Die Glückbegabten,
Vor das Antlitz der Majestät.
Hinter ihnen
Lautlos schließt sich die vielbegehrte,
Heiß umworbene
Hohe Pforte.
Wie im herbstlichen Buchenwalde
In den dürren,
Vergilbten Blättern
Raschelnd flüstert
Der leise Wind,
Also geht ein gedämpftes Raunen
Durch die Reihen des Hochgebornen.
Das flüstert und zischelt
Höhnisch lächelnd von groben Händen,
Und von derben
Festgenagelten Bauernstiefeln.
Aber mancher der seichten Spötter
Sagt sich selber,
Wenn er wirklich einmal nicht lügt,
Daß er heute das sonderbare,
Nie gesehene Bild geschaut:
Ehrlich blickende
Feste Männer
Im Gewimmel der Hofeunuchen.

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