Wehmuth

Holdes, holdes Sehnsuchtrufen
Aus dem Wald, vom Thale herauf:
Klimm' herab die Felsenstufen,
Folge diesem Locken, Rufen
Hofnung thut sich, Glück dir auf.

Wohl seh' ich Gestalten wanken
Durch des Waldes grüne Nacht,
Die bewegten Zweige schwanken,
Sie entschimmern wie Gedanken,
Die der Schlaf hinweg gefacht.

Komm' Erinnrung, liebe Treue,
Die mir oft im Arm geruht,
Singe mir dein Lied, erfreue
Dieses matte Herz, der Scheue
Fühlt dann Kraft und Lebensmuth.

Kinder lieben ja die Scherze,
Und ich bin ein thöricht Kind,
Treu verblieb dir doch mein Herze,
Leichtsinn nur im frohen Scherze,
Bin noch so wie sonst gesinnt.

Wald und Thal, ihr grüne Hügel
Kennt die Wünsche meiner Brust,
Wie ich gern mit goldnem Flügel
Von der Abendröthe Hügel
Möchte ziehn zu meiner Lust.

Erd' und Himmel nun in Küssen
Wie mit Liebesschaam entbrennt; –
Ach! ich muß den Frevel büssen,
Lange noch die Holde missen
Die mein ganzes Herze nennt.

Morgenröthe kommt gegangen,
Macht den Tag von Banden frei,
Erd' und Himmel bräutlich prangen:
Aber ach! ich bin gefangen,
Einsam hier im süßen May.

Lieb' und Mailust ist verschwunden,
Ist nur Mai in ihrem Blick,
Keine Rose wird erfunden; –
Flieht und eilt ihr trägen Stunden,
Bringt die Braut mir bald zurück!

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