Sappho

Mit hohlen Augen, wild, mit starren Brüsten,
Eilt Sappho, die die Gluten ihres Wunschs verzehren,
Gleich einer Wölfin längs der eis'gen Küsten.

Von Phaon träumt sie, nicht von den Altären,
Und da verschmäht sie sieht der Sehnsucht bittre Tränen,
Reisst sie ihr Haar sich aus in langen, üpp'gen Strähnen.

In sehnsuchtsvoller Reue ruft sie schmerzlich jene
Entschwundnen Tage junger Glut, die allzuschnellen,
Die sie in süssen Liedern sang, die sich gesellen
Der Jungfrau reinem Traum, dass sie sich selig wähne.

Ihr tiefumschattet Augenlid verbirgt die Träne,
Und auf der Moira Ruf stürzt sie sich in die Wellen,
Und silbern glänzt, die schwarzen Wasser zu erhellen,
Die bleiche Rächerin der Liebenden, Selene.

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