Laß reiten

Es ritt ein Reiter die Straße hinaus,
Die Spur verwehte der Wind.
Ein Mädchen zerpflückt einen
Rosenstrauß,
Und weint die Augen sich blind.

»Du warst mir so rosig und wohlgemut,
Wie bist du geworden so bleich?
Was heimlich im Herzen dir wehe tut,
Mein Kind, vertraue mir gleich.« –

»Ich weine ja nicht um heimlichen Schmerz,
Weiß nicht, wie in Leiden ich steh.
Es tut mir, o Mutter, nicht bloß das Herz,
Es tut mir gar manches noch weh.« –

»Herr Doktor, Herr Doktor, die Tochter ist krank,
O helft doch dem Kinde mein!« –
Wohl mischte der Doktor 'nen bittern Trank,
Doch konnt's nicht geholfen mehr sein.

»'nen bittern Trank, den hab ich still
Getrunken; – nun ist's vorbei!
Laß reiten, laß reiten, wer mag und will,
Man kommt doch dem Winde nicht bei.«

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