Abendgang

In der Schlucht beim Abenddämmern
Schreit' ich durch den düstern Wald.
Stille ringsum in den Zweigen;
Nur daß leise durch das Schweigen
Von den fernen Eisenhämmern
An mein Ohr ein Pochen schallt.

Und auf viel verschlungnen Wegen
Des Gedankens irrt mein Geist,
Sinnt dem Rätsel nach, dem alten,
Welcher Macht geheimes Walten
Finstern Zielen uns entgegen
Durch Geburt und Sterben reißt.

O der Mensch mit seinem Wollen,
Wie er ringt und wie er strebt!
Seine Wünsche unermessen;
Dann zu ewigem Vergessen
Ruht er unter kalten Schollen,
Gleich als hätt' er nie gelebt!

Und die Seele fühl' ich schwanken
Unter schwerer Zweifel Wucht;
Wieder aus der Felsenenge
Winden sich ans Licht die Gänge;
Doch, o Abgrund der Gedanken,
Führt ein Pfad aus deiner Schlucht?

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