Meerfahrt

Als müßten sie stützen das Himmelsdach,
Auf steigen die Wogensäulen;
Empor zu den Wolken, und wieder dann jäh
Hinab in die schwindligen Tiefen der See,
Reißt uns die Flut bei des Donners Gekrach
Und der Stürme Tosen und Heulen.

Doch ferne zurück an die Küste fliegt
Mein Herz in dämmernde Weiten.
Hell schimmert das Dach aus Pinien hervor,
Das Hündchen bellt, wie ich schreite durchs Thor,
Und weiße Arme, die oft mich gewiegt,
Entgegen mir seh' ich sich breiten.

O Nächte, wie sie für Götter sind!
Erglühen und wieder erblassen,
Vor Wonne verstummen, Lippe fest
An Lippe und Herz an Herz gepreßt –
Was brausest du, Flut? Was tobst du, Wind?
Mein Glück doch müßt ihr mir lassen!

Und muß es sein, und reißt das Geschick
Mich hinab zu dem gähnenden Schlunde,
Noch im Versinken, wenn über mich her
Die Wogen wälzt das schäumende Meer,
Gedenk' ich an zweier Augen Blick,
Die Küsse von einem Munde.

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