Novemberabend

Ein Hauch des Grabes schien von Blatt zu Blatt,
Von Ast zu Aesten träg zu wallen;
Das letzte Laub nur klammerte noch matt
Sich an die Zweige vor dem Fallen.

Vom Nebel des Novembers kalt umtrieft,
Der rings auf Hügeln lag und Mooren,
Hin schritt ich, in Erinnerung vertieft,
An all das Glück, das ich verloren.

Der Jugend Hoffnungen und Träume deckt
Für immerdar die Nacht der Grüfte,
Und meine Seele bebt zurück erschreckt,
Wenn ich den Leichenschleier lüfte.

Dahin, wie meines Geistes kühner Flug,
Ihr, die im Arm ihr einst mir ruhtet!
An Wunden, die euch früh das Schicksal schlug,
Um mich, vor mir seid ihr verblutet!

Der einsam ich zurückgeblieben bin,
Nun stürmen fühl' ich's rauh und rauher,
Und meines Lebens Blätter sinken hin,
Die letzten in des Herbstes Schauer.

Ich dacht' es; hinter Wolken, trüb' und schwer,
Sah ich das Abendlicht verglimmen,
Und leise trug der Wind vom Friedhof her
Mir an das Ohr der Toten Stimmen.

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