Verhalten

Mein Vogel schreit im Käfig heut wie toll,
Ich weiss nicht, was sein Schrei bedeuten soll.

Er schreit so gell, als fordre er mit Macht,
Was sonst der Frühling immer ihm gebracht.

Er lockt ein Weibchen, ruft so voller Gier:
O komm – o komm – o komm – o komm zu mir!

Und sitzt er hinter Stäben hier auch fest –
Er träumt doch stets von seinem warmen Nest.

Und öffne ich ein wenig nur das Thor,
So drängt sein schlanker Leib sich schon hervor.

Er schreit nach Liebe – es ist Frühlingszeit,
Es peinigt mich, wie er so hilflos schreit.

Ich weiss es wohl, wie bitter weh es thut,
Wenn man ersticken muss verhaltne Glut!

Du sollst es nicht, schon ist das Fenster auf,
Nein, lass nur deinem Triebe freien Lauf!

Voll Hast entriegle ich sein kleines Haus:
Grüss mir die Liebe! – Husch – ist er hinaus!

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