Einleitung

1.

Hört ihr mich von Amandens Reizen singen,
So glaubt nicht, daß ein irrdisch Weib ich liebe.
Entflohen aus dem niedern Land der Triebe,
Erhebt zum Aether Sehnsucht ihre Schwingen.

Dort weiß sie sich das Höchste zu erringen,
Von dorther bringt sie mir die Gluth der Liebe,
Und was ich rede, denke, dicht’ und übe,
Seht ihr aus diesem reinen Quell entspringen.

Wohl glaubt’ ich einst auch außen aufzufinden
Die holden Blumen, die aus dunkeln Keimen
In meinem reichen Herzen aufgeblühet;

Doch sah ich traurend bald die Täuschung schwinden,
Und weiß es sicher nun, daß nur in Träumen
Der wahren Liebe heil’ges Feuer glühet.

2.

Noch fand ich auf der Erde weiten Auen
Nicht eine Seele, die mich ganz ergründet,
Am eitlen Glanz der Erdenlust erblindet,
Kann keine ganz mein Innerstes durchschauen.

Dir, holde Dichtung, will ich mich vertrauen,
Dir will ich sagen, was mein Herz empfindet,
Der heil’gen Gluth, die meine Brust entzündet,
Will ich des Liedes ew’gen Tempel bauen.

In dir, o Dichtung, blüht mein wahres Leben,
In dir nur kann ich ganz mein Wesen sagen,
Du nur vermagst der Sehnsucht Sturm zu stillen.

Was sollt’ ich noch nach andrer Wonne streben,
Da himmlisch, selbst wenn meine Töne klagen,
Mich tausend Freuden wunderbar erfüllen.

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