Durch den Wald mit raschen Schritten

Durch den Wald mit raschen Schritten
Trage ich die Laute hin,
Liebe singt, was Leid gelitten
Schweres Herz hat leichten Sinn.

Durch die Büsche muß ich dringen
Nieder zu dem Felsenborn
Und es schlingen sich mit Klingen
Durch die Saiten Ros' und Dorn.

In der Wildnis wild Gewässer
Breche ich mir kühne Bahn
Steig' ich aufwärts in die Schlösser
Schaun sie mich befreundet an.

Haus' ich nächtlich in Kapellen
Stört sich kein Gespenst an mir
Weil sich Wandrer gern gesellen,
Denn auch ich bin nicht von hier.

Seh' ich Wunderschätze glimmen
Locket bald durch Sumpf und Moor
Mich der Irrwisch hin und stimmen
Muß mein Lautenschlag dem Chor.

Zu der Gnomen Hochzeitfeier
Zu der Elfen luft'gem Tanz
Tönet meine ernste Leier
Unerschreckt im Mondenglanz.

In den Schoß der Wunderberge
In der Zauberfräulein Haus
Führen mich die schlauen Zwerge
Und ich singe ohne Graus.

Geister reichen mir den Becher
Reichen mir die kalte Hand,
Denn ich bin ein kühner Zecher
Scheue nicht den glühen Rand.

Ja beim Mahl zur bösen Stunde
Leert' den Becher ich mit Faust,
Wo berührt vom Satansmunde
Höllenglut im Weine braust.

Alles ist mir schon geschehen
Meine Schale ist erfüllt,
Seit ich selber mich gesehen
Hab' das Antlitz ich verhüllt.

Zu der Mainacht Hexenreihen
Spiel' ich nun ein geistlich Lied,
Daß die Schar mit Maledeien
Vor dem fremden Sänger flieht.

In Frau Venus' Berg die Leier
Hab' mit Keuschlamm ich geschmückt
Und sie hat mich ohne Schleier
An die volle Lust gedrückt.

Doch sie konnte mich nicht rühren
Sie vergieng in frommer Scham
Ließ sich leicht von mir verführen,
Daß sie einen Schleier nahm.

Die Sirene in den Wogen,
Hätt' sie mich im Wasserschloß
Gäbe, den sie hingezogen
Gern den Fischer wieder los.

Wo der Schwan im Wellenspiegel
In sein Sternbild niedertaucht
Bricht der Schmerz auch mir das Siegel
Daß mein Leid im Liede haucht.

Meinen weißen Hirsch verloren
Hab' ich mit dem Goldgeweih.
Die in ihn war eingeboren
Starb mit ihm die schöne Fei.

Weh mich hatte die Meduse
Mit dem Schlangenblick versteint
Und seitdem hat meine Muse
Nicht gelachet nicht geweint.

Doch mit scharfen Wünschelruten
Schlug ihr Amor ins Gesicht,
Daß ihr aus in Tränenfluten
Die versteinte Seele bricht.

Bittre Meere um mich rannen
Und wie auch die Phantasie
Mochte bunte Segel spannen,
Nie ach nie! erschifft' ich Sie!

Und nun kehre ich von Thule
Fand da auf des Meeres Grund
Einen Becher, meine Buhle
Trinkt sich nur aus ihm gesund.

Füllet euch ihr ew'gen Tage
Mond und Sonne steigt und sinkt
Dürstend ich den Becher trage,
Und sie fehlt die aus ihm trinkt.

Suchend geh' ich durchs Gedränge
Und die Schuldner mahnen mich
Und ich singe viel Gesänge,
Doch im Herzen weine ich.

Wo die Schätze sind begraben
Weiß ich wohl, Geduld, Geduld
Einer schwebt am Kreuz erhaben,
Der bezahlet meine Schuld.

Während ich dies Lied gesungen
Nahet sich des Waldes Rand
Aus des Laubes Dämmerungen
Trete ich ins offne Land.

Aus der Eichen zu den Mirten
Aus der Laube in das Zelt
Hat der Jäger sich dem Hirten
Flöte sich dem Horn gesellt.

Während du die Lämmer hütest
Zähm' ich dir des Wolfes Wut
Wenn du fromm die Hände bietest
Werd' ich deines Herdes Glut.

Und willst du die Arme schlingen
Um ein Liebchen zwei und zwei,
Will ich dir den Baum schon zwingen
Daß er eine Laube sei.

Du kannst Kränze schlingen, singen
Schnitzen, spitzen Pfeile süß
Ich kann ringen klingen schwingen
Schlank und blank den Jägerspieß.

Gieb die Pfeile nimm den Bogen
Mir ist's Ernst und dir ist's Scherz
Hab die Sehne ich gezogen,
Du gezielt, dann trifft's ins Herz.

Wild getan, wie stolz gesprochen
Weh der Pfeil flog seine Bahn
Hat des Lammes Herz durchstochen
Drohend sah der Hirt mich an.

Dorn ward da die Rosenkrone
Um sein göttlich mildes Haupt:
Vater! rief er, ihn verschone,
Denn er hat an mich geglaubt.

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