Lied von der Wüste

Ich bin durch die Wüste gezogen
Des glühenden Sandes Wogen
Verbrannten mir den Fuß
Die Wolken haben gelogen
Es kam kein Regenguß.

O Sonne du trankst im Zorne
Das Wasser aus jeglichem Borne
An dem die Reise ruht,
Ich dürste, es trinken die Dorne
Mein siedend heißes Blut.

Aus zog ich mit sieben Kamelen,
Grub Wasser aus ihrer Kehle
Zu retten Weib und Kind,
Die Schätze an Gold und Juwelen
Begrub im Sande der Wind.

Dann wühlt' ich mit glühendem Schwerde
Den Kindern ein Grab in die Erde,
Das Grab kein Brunnen ward,
Erwühlte mir keinen Quell,
Ob Gott sie wohl finden werde
Nachts brüllte die Tigerherde
Die Sonne brannte so grell.

Ein Kind, das lag unterm Herzen,
Das brach, die Mutter in Schmerzen
Gebar es sterbend dem Tod,
Es goß gleich glühenden Erzen
Die Sonne mir Licht in die Not.

Gern hätte ich Tränen getrunken
Die Augen weinten nur Funken,
Tief wühlt' ich ein Grab in den Sand,
Bin jammernd hinein mit gesunken,
Ach, weil ich kein Wasser fand.

Da ward ich zur wandelnden Leiche
Auf daß ich den Brunnen erreiche
Den letzten auf dieser glühender an, [sic]
Und wie ich so lechzend hinschleiche
Da brüllen die Tiger mich an.

Es brannte die glühende Schwelle
Des Tages, da kam ich zur Stelle,
Der Brunnen war drocken und tot,
Da schien bei Mitternacht helle
Der Mond wie mein Herzblut rot.

Das Ziel, ich fühlt' es gekommen,
Die glühende Leiter erklommen
Ich schrie zu dem bittern Stern
Der Herr hat gegeben, genommen
Gelobt sei der Wille des Herrn.

Der Tod stieg auf aus der Wüste,
Und schauderte, da ich ihn grüßte,
Und floh, da rief ich ihm zu,
Daß einer hier sterben müßte,
Er sprach: nicht sterben kannst du.

Du kannst nicht sterben nicht leben,
Die ewige Ruhe nicht erwerben,
Der Durst ist unendlich in dir,
Dein Erbteil will ich nicht ererben
So sprach er und eilte von mir.

Da rauschte der arme Geselle,
Wüsteinwärts, der Mond schien helle
Der Sand schlug rasselnd um ihn,
Es traf mich die glühende Welle
Ach daß ich erblindet bin.

O Nacht ohn' Anfang und Ende
Kein Stern wohin ich mich wende,
Kein Bogen, kein Pfeil kein Ziel,
Da rang ich weinend die Hände,
Bis die Decke mir niederfiel.

Ich hörte ein Flügelpaar klingen,
Ich hörte ein Schwanenlied singen,
Ich fühlte ein kühlendes Wehn,
Und sah mit tauichten Schwingen
Ein Kind durch die Wüste gehn.

Und als ich sie begrüßte
Wohin du Engel der Huld in der Wüste,
Wo find' ich den Wasserquell,
Sie sprach, wer das nicht wüßte,
Der würde verdursten schnell.

Ich sprach du Engel der Wüste
Des Flügelwehen mich grüßte
Wo find' ich Jerusalem,
Sie sprach, wer das nicht wüßte,
Käm' nie von Bethlehem.

Da kniete ich vor ihr nieder,
Sie legte ihr tauicht Gefieder
Wohl kühl um mein glühend Haupt,
Und sang mir die Pilgerlieder
Da hab' ich geliebt und geglaubt.

Da sah ich den Himmel wohl offen
Kühl kam herniedergetroffen,
Die himmlische Segensflut,
Da konnte ich endlich auch hoffen,
Auf meines Erlösers Blut.

Sie sprach wohin meine Reise
Du Blinder irrest im Kreise
Willst du auf Bethlehem zu,
Vergönne, daß ich dich hinweise,
Nach Babilon giengest du.

Es war wohl ein innerlich Sehen
Ein innerlich Auferstehen,
In mir selber stieg sie herauf
Das Leben das waren die Wehen
Das sie gebärend gekreißt.

Was ich verloren, begraben,
Was alles ich um es zu haben
Mit heißer Sehnsucht gesucht
Das sollte mich innerlich laben
In unverbotener Frucht.

Die Schimmer, die Lichter, die Farben,
Der Sehnsucht goldene Garben,
Der Duft die Sonne der Tau
Die einzeln erblindet mir starben,
Gott grüß dich mein geistlicher Pfau.

Und alles was je ich gewesen
Konnt' ihr in der Seele ich lesen,
Konnt' vor ihr in Tränen vergehn,
Konnt' vor in Reue genesen,
Und unschuldig dann auferstehn.

Ich komme um dich zu heilen,
Der Herr wohl tausend Meilen,
Zu brechen mein Brot mit dir,
Den Becher auch mit dir zu teilen,
Wohlauf! wir bleiben nicht hier!

Da ward ich so seliges Schweben
Mein ringendes nächtliches Streben,
Ich habe des Herren Wort
Dein Herz hat Gott mir gegeben,
Ich bring' es mit meinem zum Port.

Ich sang, reich treulich die Hände,
Die Augen vor meinem wende
Mein Schwesterlein von mir
Bis hin zu meinem Ende,
Du ich, sind nun ein Wir.

Ein Tempel, wo wir nun knieen,
Ein Ort zu welchem wir ziehen
Ein Streit ein Siegespanier
Ein Himmel dir und mir.

So haben wir da gesungen
Und Arm in Arm geschlungen
Und Flügel in Flügelpaar
Uns über die Wiese geschwungen
Die ein Garten voll Segen war.

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