Friedrich Hebbel

Friedrich Hebbel

18.03.1813 - 13.12.1863

Deutscher Dramatiker und Lyriker

Christian Friedrich Hebbel (* 18. März 1813 in Wesselburen, Dithmarschen; † 13. Dezember 1863 in Wien) war ein deutscher Dramatiker und Lyriker. Sein Pseudonym in der Jugend war Dr. J. F. Franz.

Leben

Friedrich Hebbel wurde als dänischer Untertan geboren, da Dithmarschen bis 1864 ein Gebiet des Herzogtums Holstein war. Seit 1867 gehörte es dann zur Provinz Schleswig-Holstein. Seine Eltern waren der Maurer Claus Friedrich und die Schustertochter Antje Margaretha (geborene Schubart).

1819 besuchte Hebbel die Volksschule und arbeitete dann kurz als Maurerlehrling. Als die Familie Hebbel wegen einer nicht eingelösten Bürgschaft des Vaters ihr Haus verlassen musste, verschlechterte sich ihre soziale Lage deutlich. Nach dem Tod des Vaters 1827 trat Hebbel in die Dienste des Kirchspielvogts Mohr, bei dem er vom Laufburschen zum Schreiber avancierte, allerdings in bescheidenen Verhältnissen lebte. So musste er sein Alkoven unter einer Treppe mit einem Kutscher teilen. Während der sieben Jahre seiner Arbeit bei dem Vogt konnte Hebbel, der schon immer gern gelesen hatte, auf dessen Bibliothek zurückgreifen. In der Schreiberstube entstanden seine ersten Gedichte, die zum Teil im Eiderstedter Boten veröffentlicht wurden. Des Weiteren baute er ein Theater in einer Scheune auf.

1832 veröffentlichte Hebbel weitere Gedichte in verschiedenen Zeitschriften wie Iduna und Neue Pariser Modeblätter. Daraufhin wurde die Herausgeberin Amalie Schoppe der Neuen Pariser Modeblätter auf Hebbel aufmerksam. Sie unterstützte ihn materiell und holte ihn 1835 nach Hamburg, wo er im Wissenschaftlichen Verein von 1817 tätig wurde. In Hamburg lernte er Elise Lensing kennen, in die er sich verliebte und die ihn unterstützte. Am 18. März 1835 begann er, ein Tagebuch zu führen.

Dank eines Stipendiums zog er 1836 nach Heidelberg, war zwischenzeitlich Gasthörer bei juristischen Vorlesungen, gleichzeitig aber vollkommen mittellos. Hier lernte er Emil Rousseau kennen. Am 12. September begann er einen Fußmarsch über Straßburg, Stuttgart und Tübingen nach München, wo er am 29. September ankam. Dort wurde er von dem Tischler Anton Schwarz aufgenommen, der vermutlich auch das Vorbild für die Figur des „Tischlermeisters Anton“ in Maria Magdalena (1843) abgab. In München besuchte er auch Vorlesungen von Joseph Görres, einem Anhänger der demokratischen Bewegung. Ende 1838 starb Hebbels Mutter.

1838 lebte Hebbel unter ärmlichen Bedingungen noch immer bei dem Tischler, in dessen Tochter Josepha Beppi Schwarz er sich kurzzeitig verliebte. Über seinen Aufenthalt in München schrieb er am 10. Februar 1839 an Elise einen Brief:

„Diese Stadt ist in Deutschland einzig und ohne Gleichen; man kann in ihr leben, wie man will, wem es gefällt, der stürzt sich in's rauschende, großstädtische Treiben, und wem dies nicht behagt, der zieht sich in die Einsamkeit zurück. [...] Eine bedeutende Lebensperiode knüpft sich für mich an meinen hiesigen Aufenthalt, die bei minderer Vereinsamung wahrscheinlich nicht so bedeutend geworden wäre.“

1839 wanderte er ohne Proviant vom 11. bis 31. März von München nach Hamburg zurück, wo Elise Lensing ihn aufnahm und ihn pflegte, als er infolge der Strapazen lebensgefährlich erkrankte. 1840 brachte Elise einen gemeinsamen Sohn zur Welt, der zwei Jahre später in Wandsbeck (das damals zu Holstein gehörte), auf den Namen Max Hebbel getauft wurde, da in Hamburg uneheliche Kinder nicht den Familiennamen des Vaters führen durften. In diesem Jahr vollendete er die Tragödie Judith. Die Uraufführung dieses Stückes fand am 6. Juli 1840 in Berlin statt, worüber Hebbel sehr erfreut war. 1841 wurde dann die Tragödie gedruckt und machte seinen Namen in Deutschland bekannt. Anschließend schrieb er die Tragödie Genoveva, die 1843 das erste Mal gedruckt wurde, außerdem vollendete er die Komödie Der Diamant, die er bereits in München begonnen hatte. Hebbels Drama Genoveva war Anlass für Robert Schumanns gleichnamige Oper Genoveva, deren Libretto der Komponist ohne die angefragte Unterstützung durch den Dichter schreiben musste. Weitere Komponisten zu Hebbel-Stoffen waren später unter anderen Eduard Lassen, Franz Liszt und Johannes Brahms.

1842 erschien seine erste Sammlung von Gedichten, die 1857 als Gesamtausgabe vermehrt und verbessert mit der Widmung für Ludwig Uhland herauskam. Außerdem reiste Hebbel nach Kopenhagen, wo er vom dänischen König Christian VIII. ein zweijähriges Reisestipendium erhielt, mit dem er dann nach Paris fuhr, wo er Heinrich Heine und Arnold Ruge kennenlernte und sich mit Felix Bamberg anfreundete. Er begann an Gelenkrheumatismus zu leiden und schrieb, während er heftige Auseinandersetzungen mit der wieder (von ihm) schwangeren Elise per Brief ausfocht, das bürgerliche Trauerspiel Maria Magdalena, das im Dezember 1843 fertig wurde. In Hamburg starb unterdessen sein Sohn Max.

1844 wurde sein zweiter Sohn Ernst (1844–1847) geboren, weshalb Elise brieflich verstärkt zur Heirat drängte, was Hebbel ablehnte. 1844–1846 verbrachte Hebbel in Italien, reiste über Lyon, Avignon und Marseille nach Rom, besuchte bald darauf Neapel und kehrte im Herbst nach Rom zurück. Am Ende dieser Zeit reiste er über Ancona, Triest und Graz nach Wien. Dort wurden die Brüder Zerboni di Sposetti, zwei polnische Adelige, auf ihn aufmerksam, halfen ihm aus seiner neuerlichen finanziellen Notlage und führten ihn in die höhere Gesellschaft ein. Hebbel beschloss in Wien zu bleiben. Im gleichen Jahr wurde er aufgrund einer eingesandten Dissertation von der Universität Erlangen in absentia zum Dr. phil. promoviert. 1845 lernte er den Literaturhistoriker Hermann Hettner kennen, der sich mit Hebbel beschäftigte und sich ihm anschloss.

Aufenthalt in Wien

In Wien, wo Hebbel bis zu seinem Tod lebte, heiratete er 1846 die Burgschauspielerin Christine Enghaus (eigentlich Engehausen), die er im Theater kennengelernt hatte und mit der er den Sohn Emil (1846–1847) sowie die Tochter Christine („Titi“) (1847–1922) hatte.

In sein Tagebuch schrieb er am 30. Dezember 1846:

„Ich verlobte mich mit Fräulein Enghaus; ich that es sicher aus Liebe, aber ich hätte dieser Liebe Herr zu werden gesucht und meine Reise fortgesetzt, wenn nicht der Druck des Lebens so schwer über mir geworden wäre, daß ich in der Neigung, die dies edle Mädchen mir zuwendete, meine einzige Rettung sehen mußte. Ich zögere nicht, dieses Bekenntnis unumwunden abzulegen, so viel ich auch dabei verlieren würde, wenn ich einen Deutschen Jüngling zum Richter hätte“

Die Heirat brachte ihm darauf den gesicherten Wohlstand, so dass er sich ungestört seiner literarischen Produktion widmen konnte. Er schrieb vor allem Dramen, unter anderem Agnes Bernauer, Gyges und sein Ring sowie Die Nibelungen. Sein größter Erfolg war das 1843 entstandene Drama Maria Magdalena. In Wien erhielt Hebbel öffentliche Anerkennung für sein Werk und wurde schließlich als Erster mit dem neu geschaffenen Schillerpreis ausgezeichnet.

Durch die Heirat Hebbels brach der Briefkontakt zu Elise stockend ab. Für Elise Lensing, die immer zu Hebbel gehalten hatte, fiel eine Welt zusammen, und nur durch die liebevolle Art Christines konnte sie mit dem oft als schroff beschriebenen Hebbel versöhnt werden; so waren Christine und Elise bald gut befreundet. Sie gab ihr sogar ihren unehelichen, nicht von Hebbel stammenden Sohn Carl zur Erziehung mit nach Hamburg. Elise schrieb 1853 an Hebbel:

„Ich bin mit meiner Lage zufrieden und erkenne, daß es so kommen mußte, solltest Du glücklich werden und nicht untergehen“

Am 18. November 1854 starb Elise im Alter von 50 Jahren in Hamburg.

Hebbel war stets sozial und politisch engagiert. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung, obwohl er radikalen demokratischen Forderungen immer skeptisch gegenüberstand.

In seinen Werken schildert er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen und macht die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Dichtung seines Zeitgenossen Adalbert Stifter, die er als leere Idylle empfand. Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem Weg. Als der von ihm oftmals kritisierte Heinrich Laube Direktor des Wiener Burgtheaters wurde, hatte seine Frau Christine darunter zu leiden; sie bekam, wenn überhaupt, nur noch kleine Rollen. Auch zu den österreichischen Theatergrößen wie Franz Grillparzer fand Hebbel keinen Zugang. Jedoch lernte er in Wien, trotz Ausschreitungen, einige Persönlichkeiten kennen, wie unter anderem Fürst Friedrich von Schwarzenberg, der für Hebbel eine wahrhaft bedeutende Person darstellte. Hebbel war oft und gern mit ihm zusammen.

Als Publizist schrieb er unter anderem für die Wiener Zeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung und die Illustrierte Zeitung aus Leipzig.

Als 1854 Elise Lensing starb, ließ Hebbel ihr Grab mit folgenden Worten schmücken:

„Blumenkränze entführt dem Menschen der leiseste Westwind,
Dornenkronen jedoch nicht der gewaltigste Sturm!“
Nach dem Tod von Elise Lensing schrieb Hebbel regelmäßig Briefe, in denen er seine Aktivitäten erzählte. Diesen einseitigen Briefkontakt führte Hebbel bis Ende 1862. Am 7. November 1863 bekam Hebbel den Schillerpreis verliehen.

In den letzten Lebensjahren litt er zunehmend an Rheuma, wahrscheinlich eine Spätfolge der entbehrungsreichen Jahre, bevor er nach Wien gezogen war. Jedoch auch nach seiner Niederlassung in Wien reiste er innerhalb Österreichs. Friedrich Hebbel starb am 13. Dezember 1863 in Wien im Alter von 50 Jahren. Er ruht auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf in Wien an der Seite seiner Frau (Gr. 19, Gruft 38).

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