Der Wirrwarr

Ja wohl hat dieser Titel Recht:
Wie käm' es sonst, daß hier an heiliger Stätte
Der so oft daheim verschmähte Autor
Von Menschenhaß, dem Kind der Liebe,
Und vielen, vielen, vielen langweiligen Thorheiten,
In diesen Hallen
Noch Freunde fände,
Die Gedächtniß und Seele
Mit dem Ballast seiner nüchternen Späße
Belasten, um sie herzusagen und abzuspielen?
Ja wohl ist der Deutsche deutsch,
Und weiß sich, wenn er aufrichtig ist,
Nichts besseres als so breites Gewäsch,
Ein Lachen ohne Salz, und Tugend im Abgeschmack.

Und du selber, der du jetzt wieder lästerst!
Ist es nicht die Nemesis, die dich erfaßt,
Daß du nun schon bei sechs, bei sieben Proben
Den Einhelfer machst,
Und nicht bloß eine, sondern alle Rollen
Wort für Wort zu sagen weißt?
Konnte für alle Scherze und Kritiken,
Für alles was du gegen den großen Mann gethan,
Dir härtere Strafe,
Aber auch gerechtere werden?

Ist es so mit dem Schicksal beschaffen,
Wer weiß, was mir dann noch bevorsteht,
In welchen andern Wirrwarr, Mischmasch, Quack- und Quängelei,
Ich noch selber spielen, oder souffliren muß?
Doch gnädig ist der Fürst,
Und schön sind die Frauen.
Die reizende Gräfinn,
Die die lockere Dirne viel zu anmuthig spielt,
Tritt keinmal ängstlich
Hinter dem Flügel hervor,
Daß sie nicht gläubig-katholisch
Vor den Anfang der albernen Rede
Ein Kreuz über Stirn und Busen zöge.
– Und so heiligst du, Liebliche, mich,
Und das frevelhafte Werk,
Und aller Beginnen zugleich.

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