Im Schloßgarten

In des Schlosses Garten bei den grünen Gängen,
Wo die Weiden rieselnd überm Teiche hängen,
In dem gläsernen und alten Wasserreiche
Ziehen Schwäne durch den Spiegel lange Falten.
Bange Schwäne, blendend wie verwunschne Damen,
Bleiche Schöne, die einst seufzend kamen,
Den gesunknen Kahn am Ufer nahmen,
Hinter sich das Lachen bei den Blumen ließen,
Mit den blanken Händen von den flachen Treppen stießen.
– Wolken, die zur Nacht am Teiche tranken,
Sanken weinend sacht als Regen nieder.
Jedes tote Wasser scheint ein Reich aus Tränen.
Gerne steh' ich dort im roten Zwielicht bei den Schwänen,
Wie sie schmückend sich's Gefieder glätten;
Ihre warme Brust ins Kühle betten,
Mit den Augen drohend stumm vorüberschweben,
Und vom Teich bewundert leben.
Wenn zur Abendsonne hundert Scheiben
In dem Schlosse hundert Feuer geben,
Treiben alle zu den Uferweiden,
Bleiben rosig stehen an den Treppen.
Kleine Federn wehen fort im Winde,
Wie einst Silberfäden, feine, von den Seidenschleppen.

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