Alexandriner

Dort lag der See gewellt, ein blauer Schimmerplan,
Wie weiße Möven drauf manch schneller Segelkahn;
Das Ufer drüben hell, der Himmel drüber klar,
Wie das doch wundersam, gar heilig heiter war!
Es tuschte noch der Herbst mit feiner Künstlerhand
In Sammetbraun und -Rot Wald, Wiese, Berg und Land.
Unendlich weit der Blick, und umrißreinlich, fein,
Fiel Alles, fern und nah, dem satten Auge ein.
Die Zacken des Gebirgs scharf vor dem Himmelsblau,
Ich sah der Schroffen Grat, der Schründe Spalt genau,
Und wenn zur Dämmerzeit der Mondkahn drüber schwamm,
War silberüberblitzt der blaue Höhenkamm.
Der fernsten Dächer Rot, der weitsten Wälder Braun,
Ich sah, wie weit es war, und konnt es nahe schaun,
Selbst kleinster Bäche Band, wie Silber eingestickt
Dem Sammetdunkelrot, hab deutlich ich erblickt.

Und heute. Eingebannt bin ich in kleinem Raum,
Das nahe Dorfgehölz, seh ich als Schleier kaum.
Es fällt ein schneller Schnee, breitflockig, dicht gedrängt,
Und hat in leeres Grau mich drückend eingeengt.
Wo ist der See, der Wald, der blaue Höhenkamm,
Darauf der Silberkahn des halben Mondes schwamm?
Wie bin ich plötzlich arm. Ein König im Exil,
Dem über Nacht vom Haupt die goldene Krone fiel.
Er legt von sich den Prunk, die Pracht, die Macht, den Tand,
Und in sich selbst entdeckt er tief ein neues Land,
Das nie er noch geschaut, das, unveräußerlich,
Ein reiches Königreich: staunend entdeckt er – sich.

Mein Auge ward beraubt, mein Herz ward reich beschenkt,
Das in sich selber sich mit stiller Kraft versenkt.

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