Der Hahn

Ich bin der Hahn,
Der Muselman,
Ich habe dreißig Hennen;
Im Hof und auf der Tennen
Umgackert mich die bunte Schaar,
Ich aber singe wunderbar,
Daß sies stets neu erkennen:
Ich bin der Hahn,
Der Muselman.

Doch bin ich nicht ein Sänger bloß:
Als Ritter bin ich gleichfalls groß;
Betrachtet meine Sporen!
Zwei Fahnen trag ich voller Glanz:
Eine auf dem Kopf, eine auf dem Schwanz;
Der Arme ist verloren,
Der gegen mich zu stelzen wagt;
Es sei ihm glatt vorausgesagt:
Er ist dem Tod erkoren.

Bereits in aller Hahnenfrüh
Thu ich ein sieghaft kikriki,
Nicht ohne Präludieren.
Bleich flieht der Sterne feiger Hauf,
Und pünktlich zieht die Sonne auf:
Ich thu sie kommandieren.

Bei so viel Tugend und Talent
Versteht sichs, daß ein Monument
Mir wird nach meinem Tode.
Ich werde auf dem Kirchturm stehn
Und über tausend Giebel sehn
Und hunderttausend Schlote.
Mit Fingern weist man auf mich bin,
Weil ich dann ein Exempel bin;
Der Vater spricht zum Sohne:
Blick auf zum Hahn,
Blick himmelan,
Es wird, mein Sohn, es ist kein Wahn,
Der Tugend ihre Krone.
Warum ragt er so hoch empor?
Er war, oh spitz dein Sohnesohr,
Zugleich ein Held und ein Tenor.

Deutsche Gedichte App

Dieses Gedicht und viele weitere findest Du auch in der Deutsche Gedichte App.