Der Vögel Vorgesicht

Auf einem Baume, träumt ich, saßen drei
Ganz kleine Vögel, rot und grau und grün,
Mit schwarzen Schnäbeln, und sie zwitscherten.
Ich stand am Stamm des Baums und hörte zu,
Und ich verstand genau den Sinn des Sangs.
Und in mir blieb der Sinn.

Der Rote sang:

Katüh! Katüh! Es blaßt der Sommer schon;
Ich seh ein flammig rotes, grelles Licht;
Und alle schönen Vögel fliegen fort.
Katüh! O weh! Katüh!

Der Graue sang:

Tjo – it! Tjo – it! Die Flamme sinkt; es raucht;
Und unterm Rauche rasselts laut im Takt;
Nichts Buntes seh ich, und es klingt kein Lied.
Tjo – it! Oh weh! Tjo – it!

Der Grüne sang:

Tjütoh! Tjütoh! Die Luft ist wieder klar
Aus grünen Aeckern steigt das freie Lied;
Und voller Blumen steht das ganze Land.
Tjütoh! Tjütoh! Tjütoh!

Und alle drei
Vereinten sich im Gleichsang, und es klang,
Als kam von Zukunftschören dieses Lied:

Aus Blut und Rauch und leerem Lärm
Hebt sich im Glanz ein neuer Tag,
Und mit dem reinen Morgen kommt
Von allen Seiten bunt geschwärmt
Der schönen Vögel lichtes Volk.

Wie wenn ihr Lied sie in den Himmel höbe,
So flogen die drei kleinen Vögel auf.

Hoch, immer höher, flogen sie, bis schwarz
Die Nacht sich über meinem Scheitel wölbte.
Die kleinen Vögel aber, rot und grau und grün,
Als Sterne standen sie und leuchteten.

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