Nachts an die Nachtigall

Oh du Nachtigall mit süßem Sang,
Liebesruferin in dunkler Nacht,
Kleine Brust, von Seligkeiten bang,
Seele, die in Sehnsucht schluchzend lacht,

Flöterin aus dunkeltiefem Grund,
Warum macht dein Lied das Herz mir schwer?
Ach, ich fühls, noch immer ist es wund,
Dieses Herz, und duldet viel zu sehr.

Schlägt noch nicht im eigenen Genuß,
Liegt noch immer in der Sklaverei,
Daß es allem Leide frohnden muß,
Bebend lauschen jedem Weheschrei.

Wärs wie du und fühlte nur die Lust
Und die Schönheit dieses Lebensdrangs,
Seiner Sehnsucht stürmisch nur bewußt
Und der Fülle eigenen Gesangs,

Wärs wie du oh süße Nachtigall,
Glücklich wär dies Herz, und all sein Schlag
Wäre wie Gebet und Glockenschall
Zu der Sonne und dem lichten Tag.

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