Tiefe Stunde

Die Sonne ist gegangen.
Ein letzter roter Schein
Liegt auf den höchsten Gipfeln,
Die glühen wie von Wein.
Die Luft ist voller Bangen.
Auf leicht bewegten Wipfeln
Schlafen die Vögel ein,
Die eben noch aus voller Kehle sangen.

Wie tief ist diese Stunde!
Aus unsichtbarem Munde
Trifft mich ein seltsam Wort:
Gegeben und genommen,
Gegangen und gekommen,
Wo ist dein Hier, dein Dort?
Ein Schweben in der Runde –
Dein Leben geht zu Grunde
Und lebt doch fort und fort.

Nun in den Wipfeln – Ruhe,
Auf allen Gipfeln – Dunkelheit.
Auf thut sich schwarz und weit
Die ungeheure Truhe:
Nacht und Vergessenheit.

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