In Granada

Wie oft mit ihr vom Winterherde,
Wenn außen kalt die Flocke fiel,
Träumt' ich mich nach dem Lenz der Erde,
Dem grünen Hochthal am Genil!

Da durch der Mondnacht Dämmerhelle
Zu der Alhambra Zackenthor
Trug sie beim hellen Klang der Schelle
Das Saumtier neben mir empor.

Wir ruhten in den Zauberhallen,
Wo einsam nun der Brunnen rauscht
Und mit des Westens Nachtigallen
Die Peri Bagdads Worte tauscht.

Und unten aus der Schlucht der Myrten
Stob mit der wilden Sträuche Duft
Zu uns das nächt'ge Lied der Hirten
Empor durch die berauschte Luft.

Es war ein Traum; nicht nach dem Süden,
Zu fernern Küsten brach sie auf,
Und weiter trug allein mich Müden
Des Lebensstromes irrer Lauf.

Nun spielt um mich auf weißen Platten
Im Löwenhof der Mondenschein;
Allein er wirft nur einen Schatten,
Nur meinen auf den Marmorstein.

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